Quer durch die Dolomiten

Eine dreiwöchige Hüttentour durch die zentralen Dolomiten

(Juni / Juli 2015)

Wenn Reinhold Messner die Dolomiten als die schönsten Berge der Welt bezeichnet, spielt dabei sicherlich auch etwas Heimatverbundenheit mit. Aber wer kann sich der Faszination der schroffen Wände, Türme und Zinnen entziehen, die sich über blumenübersäten Almen und grünen Wäldern erheben? Noch dazu sind diese Naturwunder gut erschlossen und auch für Tageswanderer leicht erreichbar. Warum sollte man also die Strapazen einer Langstreckenwanderung auf sich nehmen? Ich wollte mir einen zusammenhängenden Eindruck der Dolomiten verschaffen, die Eigenarten der einzelnen Massive entdecken und den Wechsel der Landschaften hautnah erleben. Zwar gibt es mit den Alta Via-Routen mehrere Langstreckenwege, doch durchqueren sie immer nur einen Teil der Dolomiten. So entstand meine eigene dreiwöchige Tour durch fast alle zentralen Bergstöcke der einzigartigen "bleichen Berge". 

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Mitte Juni bis Mitte Oktober lassen Wetter und Schneeverhältnisse die Touren in den Hochlagen der Dolomiten zu. In den Hochlagen ist aber am Beginn der Saison noch mit Schneeresten zu rechnen, die an steilen Pässen und Hängen Probleme bereiten können. Bei meiner Tour waren durch den relativ schneearmen Winter die Verhältnisse schon Ende Juni günstig.

Viele Hütten öffnen erst um den 20. Juni und schließen Ende September.

 

Schwierigkeit der Wanderungen

Die langen Anstiege können bei sommerlicher Hitze sehr anstrengend sein. Dann ist besonders auf gut gefüllte Wasservorräte zu achten, da Quellen und Bäche in den Hochlagen der Dolomiten eher selten sind.

Bei meiner Tour habe ich mehrere Wegabschnitte mit leichten Klettersteigpassagen eingebunden, die für den erfahrenen Bergwanderer bei guten Bedingungen jedoch kein Problem darstellen und ohne spezielle Ausrüstung begangen werden können.

 

Unterkunft

Ich habe in folgenden Unterkünften übernachtet:

(CAI - italienischer Alpenverein; Mitgliedschaft im DAV wird anerkannt)

  • Schlernhaus (CAI) - große Hütte mit herrlichem Rosengarten-Blick nur 20 min unterhalb des Schlerngipfels Monte Pez
  • Rifugio Vajolet (CAI) - großes Haus direkt unter den beeindruckend aufragenden Vajolet-Türmen
  • Pensione Maria (Vigo di Fassa) - einfache, freundliche Pension mit sehr gutem und preiswertem Abendessen; buchbar über Booking.com
  • Rifugio Contrin (privat) - gut ausgestattete Hütte im Contrin-Tal direkt unter der Westflanke der Marmolada
  • Rifugio Marmolada (CAI) - etwas in die Jahre gekommene Hütte an der Staumauer des Fedaia-Sees an der Nordseite der Marmolada; das Essen war gut und reichlich
  • Rifugio Capanna Fassa (privat) - kleine Hütte in spektakulärer Lage direkt auf dem Gipfel des Piz Boè (3152 m; Sella)
  • Pensione Valbona (Corvara) - empfehlenswerte, familiäre Unterkunft am Hang über dem Ort mit kofortablen Zimmern (10 Minuten Fußweg ins Zentrum); die Bilder der Homepage haben allerdings wenig mit der Unterkunft zu tun!; buchbar über Booking.com
  • Geisleralm - sehr gepflegtes, fast schon etwas zu sehr alpenländisch durchgestyltes Ausflusziel in herrlicher Lage unter den Gipfeln der Geislergruppe; einige Plätze im Lager; nicht ganz günstig, aber das Essen und vor allem auch das Frühstück sind außergewöhnlich gut!
  • Schlüterhütte (CAI) - große Hütte am Nordrand der Geislergruppe, guter Ausgangspunkt für Besteigung des Peitlerkofels
  • Rifugio Puez (CAI) - einsam inmitten der Puezgruppe gelegen; bei hoher Belegung sehr eng und etwas ungemütlich; lohnenswert ist die recht einfache Besteigung der Puez-Spitzen
  • Chalet Planvart (Pedraces) - günstig im ruhig abseits der Durchgangssraße gelegen Ortsteil; Restaurants, Geschäfte, Sessellift leicht zu Fuß erreichbar; modernes Haus; nicht ganz günstiges Preis-Leistungsverhältnis; buchbar über Booking.com
  • Lavarella-Hütte (privat) - gut geführte, komfortable Hütte im Fanes Naturpark; schöne Lage am Grünsee
  • Seekofel-Hütte (CAI) - traditionelle, engagiert-freundlich geführte Alpenvereinshütte am Fuß des Seekofels (lohnender Aussichtsgipfel); einfache, aber reichhaltige Küche
  • Dürrensteinhütte (privat) - am Südrand des Hochtals der Plätzwiese vor der Kulisse des Cristallo gelegen; durchschnittliches Abendessen, reichhaltiges Frühstück; empfehlenswert ist die Besteigung des Aussichtshügels Strudelkopf
  • Drei-Zinnen-Hütte (CAI) - große, etwas ungemütliche Hütte - aber diese Lage!; Abendessen gut, Frühstück sehr mager
  • Rifugio Citta di Carpi (CAI) - kleine, freundlich geführte Hütte am Südrand der schroffen Cadini-Gruppe; Verpflegung im Durchschnitt
  • Rifugio San Marco (CAI) - eine Berghütte wie in guten alten Zeiten hoch über San Vito di Cadore und überragt vom zweithöchsten Dolomitengipfel, dem Antelao; wenig Komfort, viel Atmosphäre; durchschnittliche Verpflegung
  • Rifugio Citta di Fiume (CAI) - im Grünen an der Nordseite des Monte Pelmo gelegen; wenn´s mir hier nicht so gefiel, lag es wohl auch an den anderen Gästen; die Wirte waren eher unpersönlich und geschäftsmäßig
  • Hotel Edelweiß (Zoldo Alto - Mareson) - günstig im Tal zwischen Monte Pelmo und Civetta gelegen; recht großes Mittelklassehotel; preiswerte Einzelzimmer; Pizzeria, Einkaufsmöglichkeit im angenehmen Ski- und Ferienort; lohnenswert ist der Spaziergang zum malerischen Weiler Coi!
  • Rifugio Tissi (CAI) - tolle Lage auf einer Felsterrasse unter der Westwand der Civetta; Unterkunft und Verpflegung nichts Besonderes

 

Literatur

Es gibt zahlreiche Tourenführer zu Tages- und Mehrtageswanderungen für die Dolomiten. Viele Anregungen für meine Route stammen aus folgendem Buch:

  • Walking in the Dolomites - 28 Multi-Day Routes; Cicerone Guides; englisch; Im Buch werden zwei bis viertägige Hüttentouren verteilt über die gesamten Dolomiten vorgestellt, die sich zum Teil auch gut miteinander kombinieren lassen.

 

Karten

  • Zum Wandern sind die Karten im Maßstab 1:25.000 von Kompass oder Tabacco (m.E. etwas besseres Kartenbild) zu empfehlen. Um die gesamten Dolomiten abzudecken, sind jeweils mehrere Karten nötig.

 

Links

  • dolomitiunesco - allgemeine Informationen auf der Seite des Weltnaturerbes Dolomiten

Schlern und Rosengarten (Etappen 1 -3)

Mit dem Bus erreiche ich von Bozen den Ort Sankt Zyprian am Fuß des Rosengartens. 1500 m Aufstieg stehen mir von hier bis zum Schlernhaus bevor. Ein besonders interessanter Teil des anstrengenden Weges führt über die Holztreppen und -stege der Bärenfalle. Die Blicke hinüber zum Rosengarten und zum Latemar, werden immer besser, je höher ich komme. Vom Schlernhaus lohnt dann noch der 20-minütige Aufstieg zum Monte Pez, dem höchsten Gipfel des Schlern.

Völlig in den Wolken tappe ich am nächsten Morgen über die Hochfläche des Schlern. Ab der Tierser Alpl sehe ich wenigstens die unteren Hänge der Berge des Rosengartens, die ich nun über den Pas de Molignon betrete. Die Altschneefelder beim Übergang zum Grasleitenpass sind glücklicherweise weich und machen mir keine Probleme. Am frühen Nachmittag erreiche ich die Vajolet-Hütte und bekomme einen Lagerraum für mich alleine. Der Aufstieg zum Santnerpass ist leider nicht von Erfolg gekrönt, statt der imposanten Vajolet-Türme sehe ich nur Nebel.

Nach dem morgendlichen Regen klart es schnell auf, so dass ich über Grashänge, auf denen sich Murmeltiere balgen, zum Tschager Joch aufsteige. Der Abstieg durch die Scharte nach Westen führt durch ein steiles Schneefeld, das ich aber aquch problemlos hinter mir lasse und bald die Kölner Hütte erreiche. Von hier geht es auf einem Panoramaweg um das Südende des Rosengartens herum zum Rifugio Roda de Vael. Hier zieht ein Gewitter auf, so dass ich auf ein Viertel Rotwein in der nahmen Almwirtschaft einkehre. Beschwingt steige ich später nach Vigo di Fassa ab, wo ich ein Zimmer in der einfachen Pension Maria reserviert habe. Das dreigängige Abendessen hier ist großartig - für unglaubliche 12 Euro!

Um die Marmolada (Etappen 4 und 5)

In Meida, einem Ortsteil von Pozza di Fassa, besteige ich die Kabinenbahn und fahre zum Rifugio Buffaure hinauf. Von hier wandere ich weiter durch Bergwiesen zum Aussichtsgipfel des Sas d´Adam. Er gehört zu einem abgerundeten Bergrücken aus Vulkangestein - ein erstaunlicher Kontrast zu den schroffen Kalk- und Dolomitgipfeln ringsum. Ein schöner Weg bringt mich entlang dieses Rückens zu einer Passhöhe mit wunderbaren Blicken auf die Marmolada und den Sella-Stock. Außerdem erkunde ich hier auch Reste von Stellungen aus dem ersten Weltkrieg. Am Nachmittag steige ich über den Pas de San Nicolo ins Contrin-Tal mit dem privaten Rifugio Contrin ab. Am Abend erstrahlen die Gipfel um die Marmolada in einem rötlichen Licht.

Der Aufstieg zum Pas de Ombretta ist leichter als gedacht. Hier stehe ich direkt unter der noch weitere 600 m aufragenden Südwand der Marmolada. Wieder stoße ich auf Überreste von Militäranlagen. Der Abstieg ins Val de Ombreta führt mich am idyllischen Rifugio O. Falier vorbei. Später geht es steil zur Feriensiedlung Malga Ciapela hinab. Von hier folge ich einige Kilometer der Straße zum Fedaia-Stausee hinauf. An der Staumauer liegt unter den vergletscherten Nordhängen meine nächste Unterkunft - das etwas in die Jahre gekommene Rifugio Marmolada.

Sella-Überschreitung (Etappen 6 und 7)

Statt direkt auf dem Bindelweg zum Passo Pordoi zu wandern, steige ich zunächst zur Porta Vescova und von dort auf schmalem Pfad zum anscheinend wenig besuchten Aussichtsgipfel Belvedere hinauf. Genau zwischen Marmolada und Sella gelegen bietet der 2648 m hohe Grasbuckel eine fantastische Aussicht. Ich folge nun dem schmalen Pfad unter dem Grat nach Westen und stoße schließlich nahe der Bindel Hütte auf den Bindelweg, den ich nun mit vielen Wanderern teilen muss. Dann geht es hinab zum Passo Pordoi. Hier besteige ich die Kabinenbahn und schwebe in wenigen Minuten zum Sas Pordoi empor. Eine Weile muss ich mich erst an die wüstenhafte Landschaft der Sella-Hochfläche gewöhnen. Dann folge ich den zahlreichen Ausflüglern beim Aufstieg über Schneefelder und einen leichten Klettersteig zum Piz Boè. In der Capanna Fassa auf dem Gipfel bekomme ich einen Schlafplatz und habe noch Zeit die Umgebung zu erkunden. Abends sind nur noch zwei weitere Übernachtungsgäste auf dem 3152 m hohen Gipfel. Es wird eine ruhige Nacht.

Nach einer schönen Morgenstimmung und dem Frühstück steige ich zur Boè-Hütte hinab. Durch die Mondlandschaft geht es recht einfach zur Pisciaduseehütte. Dort zweige ich auf den Weg ab, der über einige versicherte Stellen ins Mittagstal hinabführt. Steil steige ich nun an den Nordrand der Sella ab und wandere durch schönen Wald nach Corvara. Dort erwarten mich eine kleine Pension am Ortsrand und abends eine gute Pizzeria im Zentrum.

Die Geislergruppe und der Peitlerkofel (Etappen 8 und 9)

Mit dem Bus fahre ich von Corvara über das Grödner Joch nach Wolkenstein. Von hier steige ich über blühende Almwiesen zur Regensburger Hütte hinauf. Vorbei an der Troier Alm erreiche ich die Pana-Scharte. Der steile Abstieg sieht anspruchsvoller aus, als er letztendlich ist, denn der Steig im Schutthang ist gut gesichert. Bald erreiche ich wieder Wiesen und stattlichen Nadelwald. Unter den bizarren Geislerspitzen zieht der Adolf-Munkel-Weg angenehm durch den Hang - eine Genusswanderung. Ein kurzer Abstecher bringt mich zur Gschnagenhardt Alm und der wenig tiefer gelegenen Geisleralm. Hier bekomme ich einen Platz im etwas engen Lager, aber die Verpflegung ist erstklassig.

Am nächsten Morgen geht es weiter durch den Wald und später auf einem Fahrweg durch Wiesen hinauf zur großen Schlüterhütte, wo ich bereits mittags eintreffe. So habe ich die Gelegenheit noch den Peitlerkofel, einen erstklassigen Aussichtsgipfel zu besteigen, der der Geislergruppe nördlich vorgelagert ist. Die letzten Höhenmeter erklimme ich auf dem leichten Klettersteig und habe schöne Blicke bis zum Alpenhauptkamm.

Durch die Puezgruppe mit Gipfeltouren (Etappen 10 und 11)

Von der Schlüterhütte wandere ich nach Süden über sanfte Grasbuckel auf die schroffen Felswänder der Geisler- und der Puezgruppe zu. Ein steiler, aber nicht schwieriger (da schneefreier) Anstieg bringt mich hinauf zur Roa-Scharte, dem Eingangstor in die Puezgruppe. Hier entscheide ich mich für den längeren Weg durch das Val de la Roa und wieder hinauf zur Forcella Forces de Sielles. Nun folge ich dem Kammweg zur Nivesscharte. Von hier ist in einer guten halben Stunde der Gipfel des Piz Duleda (2909 m) erreicht. Er bietet schöne Blicke nach Norden auf den Alpenhauptkamm, die Gipfel der Geislergruppe und über die gesamte Puezgruppe. Erst am späten Nachmittag steige ich zur Puezhütte ab, die sehr voll und daher etwas wuselig ist.

Am nächsten Morgen steckt die Hütte in den Wolken. Trotzdem breche ich zum Gipfel der Puezspitzen auf. Der Weg stellt keine Schwierigkeiten, trotzdem bin ich völlig allein. Ich komme über die Wolkendecke und habe faszinierende Blicke auf die Bergwelt ringsum - ein magischer Moment.

Ich steige wieder zur Hütte hinab und mache an diesem Tag noch eine weite Schleife durch die wilde Puezgruppe. Von der Ciampei-Scharte geht es erst zum ausgetrockneten Lech de Ciampei hinunter und dann auf schmalem Steig zur Forcella di Sassongher hinauf. Nun folgt eine schöne Hangtraverse über dem Val de Juel zum Rifugio Gardenacia. Über offenes Wiesen- und Latschengelände geht es nach Norden, bis ich den Abstiegsweg in Abtei-Tal erreiche. Dieser führt zunächst sehr steil bergab und ist teilweise gesichert. Insgesamt sind Weg und Sicherungen aber nicht sehr gut in Schuss, so dass der Abstieg anstrengender ist als gedacht. So bin ich froh, als ich den angenehmen oberen Ortsteil von Pedraces erreiche.

Kreuzkofelgruppe und Pragser Dolomiten (Etappen 12 bis 14)

Der Sessellift erspart mir einen Großteil des langen Aufstiegs zur Wallfahrtskirche Heilig Kreuz. Malerisch liegt das Pilgerziel vor der Kulisse der Puezgruppe. Ich nehme den steilen und teilweise etwas ausgesetzten Steig zur Kreuzkofelscharte in Angriff. Von unten kann man sich kaum vorstellen, dass die steile Wand den Heiligkreuzkofels eine Schwachstelle besitzt. Von der Scharte ist es dann ein Leichtes, entlang der Abbruchkante den Gipfel des Heiligkreuzkofels zu erreichen. Am Gipfelkreuz mache ich eine ausgiebige Mittagspause. Dann geht es über das weite Hochplateau zur recht komfortablen, privaten Lavarella-Hütte hinab. Kurz nachdem ich dort angekommen bin, bricht ein heftiges Gewitter los - Glück gehabt.

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Ich überquere den sanften Limo-Pass und wandere das Fanes-Tal hinab. Der kräftige Bergbach, der das Tal hinabströmt, bildet mehrere Kaskaden und Wasserfälle. Man kann unter zwei Fällen hindurchgehen und hinter den kräftig rauschenden Wasservorhang klettern, ein eindrucksvolles Spektakel. Der 70 m hohe Fanes-Fall lässt sich außerdem auf einer kleinen Klettersteigrunde erkunden. Der weitere Weg zum Rifugio Ra Stua führt in ständigen Auf und Ab durch schönen Wald, ist aber unerwartet anstrengend. Aus dem Hochtal des Val Salata steige ich steil zum Lago di Fosses mit seiner kleinen, idyllischen Alm hinauf. Nun ist es nicht mehr weit zur Seekofelhütte - einer Alpenvereinshütte im alten Stil.

Der Morgen lädt zur Besteigung des Seekofels ein. Von seinem Gipfel schaue ich auf den tief unter mir liegenden Pragser Wildsee. Unter den Nordhängen von Roter Wand, Kleiner und Hoher Gaisl quere ich anschließend zur Plätzwiese hinüber, wo ich in der Dürrensteinhütte ein Nachtlager bekomme. Sie bietet schöne Blicke auf das Cristallo-Massiv. Am Nachmittag steige ich noch zum Strudelkopf hinauf, der weite Blicke nach Osten eröffnet. Dort ragen auch bereits die Drei Zinnen, das Ziel des kommenden Tages auf.

Die Sextener Dolomiten mit den Drei Zinnen (Etappen 15 und 16)

Nach dem kurzen Anstieg zum Strudelkopfsattel beginnt der schöne Steig entlang der Nordflanke des Strudelkopfes ins Tal zum Hotel Drei Zinnen Blick. Hier wechsele ich in die Sextener Dolomiten hinüber. Anstatt direkt zur Drei Zinnen Hütte aufzusteigen, mache ich einen Schlenker durch das idyllische Val di Rimbianco, durch das ein klarer Bergbach rauscht. Von der Malga di Rimbianco steige ich zumeist durch Nadelwald zur Passhöhe Forcella di Mezo an. Hier treffe ich auf den Strom der Tageswanderer, die fast am Ende der Runde um die Drei Zinnen angelangt sind. Es fällt etwas schwer, trotz der Menschenmassen die beeindruckend aufragenden Felstürme richtig zu würdigen. Nun muss ich noch durch ein kleines Tal, dann ist die gut besuchte Drei Zinnen Hütte in Panoramalage erreicht. Leider verschwindet die Sonne hinter einer Wolkenschicht, bevor ein intensives Alpenglühen erstrahlen kann.

Am Morgen erkunde ich zunächst die Kriegstunnel am Fuß des Paternkofels. Als ich später zur nächsten Etappe aufbreche, kommen mir am Rifugio Lavaredo schon wieder Scharen von Wanderern entgegen. Ich bin froh, als ich wenig später am Rifugio Auronzo auf den wesentlich ruhigeren Sentiero Bonacossa abzweige. Erst verläuft er aussichtsreich über einen Bergrücken und windet sich dann als teilweise gesicherter Steig durch eine großartige Felsszenerie. An der Forcella di Rimbianco nehme ich den Weg in Richtung des Lago Misurina. Lange geht es nun durch Wiesen und Wald oberhalb des Sees nach Süden. Am Ende der Etappe steige ich auf dem Fahrweg zum Rifugio Città di Carpi hinauf. Die kleine, sympathische Hütte liegt auf einem Wiesensattel vor der Kulisse der schroffen Gipfel der Cadini-Gruppe. An diesem Abend spüre ich die Anstrengungen der vergangenen Tage und der sommerlichen Hitze, so dass ich mich früh in mein ruhiges Zimmer zurückziehe.

Die Sorapiss-Gruppe und Monte Pelmo (Etappen 17 bis 19)

Das Wetter ist wieder schön, aber bereits am Morgen sehr warm, als ich den langen Abstieg ins Val d´Ansiei beginne. Mal auf Fahrwegen, dann auf schmalen Pfaden geht es zumeist durch dichten Wald bergab. Die Route ist nicht überall gut ausgeschildert und scheint nur wenig genutzt zu werden. Im Talgrund muss ich einen guten Kilometer der Landstraße folgen, bis ich zum Parkplatz des Waldschutzgebietes Somadida komme. Hier beginnen breite Wanderwege ins Valle di San Vito. Doch das angenehme Schlendern ist bald vorbei, als der Weg als schmaler Trail zunächst im Wald und später durch Schutthänge steil ins Hochtal unter den Gipfeln der Sorapissgruppe hinaufzieht. Durchgeschwitzt nähere ich mich hier wieder dem rauschenden Bergbach und nutze eine Pause für eine erfrischende Dusche. Als ich mich der Passhöhe der Forcella Grande (2255 m) nähere, hüllen sich die Spitzen um die Punta Sorapiss in Wolken. Hinter dem Pass habe ich dann aber einen schönen Blick auf den Antelao, mit 3263 m ist er der zweithöchste Berg der Dolomiten. Nun igeht es hinab zum Rifugio San Marco, einer gemütlichen Alpenvereinshütte im alten Stil.

Der Abstieg nach San Vito di Cadore wird lange Zeit von der Skipiste und dem Lift zum Rifugio Scotter begleitet und ist daher nicht besonders attraktiv. Aber auch der Himmel ist heute grau und es gibt hin und wieder kurze Schauer. Im Straßendorf San Vito kaufe ich ein wenig ein und beginne dann den Anstieg nach Westen wie in meinem Führer beschrieben über die Sentinella. Zuerst auf einem Asphaltsträßchen und später auf extrem steilen Waldpfaden ist das aber nicht der ideale Route. Der Weg durch das Val Orsolina ist wahrscheinlich wesentlich angenehmer. Als ich jedoch auf die Hochweiden mit Blick auf den Monte Pelmo komme, wandere ich durch ein Blütenmeer. Von Edelweiß bis Arnika ist viel zu entdecken. Auch eine kleine Aspisviper kreuzt meinen Weg kurz bevor ich das Rifugio Città di Fiume erreiche.

Nach einer unruhigen Nacht im Notlager fällt es nicht schwer die volle Hütte zu verlassen. Der Aufstieg durch weite Schuttfelder am Nordhang des Monte Pelmo hat es in sich, doch nach gut zwei Stunden ist die schroffe Passhöhe der Forcella Val d´Arcia erreicht. Auch der Abstieg führt zunächst in steile Schuttfelder und über gesicherte Felsstufen. Doch schon am späten Vormittag ist das sympatische Rifugio Venezia erreicht und ich gönne mir ein zweites Frühstück mit Skiwasser und Obstkuchen. Der Weg entlang der Südflanke des Monte pelmo ist nun wesentlich einfacher. Ich mache einen Abstecher zu den Dinosaurier-Spuren - wenig eindrucksvollen Vertiefungen auf einer Steinplatte. Der Abstieg bringt mich in den malerischen Weiler Coi mit seinen typischen Heuschobern. Nun habe ich noch einen halbstündigen Abstieg auf der Asphaltstraße nach Mareson, einem Ortsteil von Zoldo Alto, vor mir. Hier erwartet mich ein Zimmer im Hotel Edelweiß. Zum Abendessen finde ich im Nachbarort Pécol eine nette Pizzeria.

Die Civetta (Etappen 20 und 21)

Vor dem Frühstück steige ich noch einmal nach Coi hinauf, der Bilderbuchort hat es mir angetan. Dann nehme ich auf zunächst breitem Waldweg Kurs auf die mächtig aufragende Ostflanke der Civetta. Bald gewinne ich auf gutem Pfad rasch an Höhe und komme zur Wegkreuzung am Col Grand. Noch etwas höher stoße ich auf den Sentiero Tivan, der mit wunderbaren Ausblicken durch die Felslandschaft der Civetta verläuft. Nach einem kurzen gesicherten Abstieg kommt das Rifugio Coldai in Sicht, hinter dem der Monte Pelmo aufragt. Hinter der Forcella Coldai kommt der Lago Coldai in Sicht, der zahlreiche Tageswanderer anzieht. Hier beginnt die beeindruckende Traverse unter der Civetta-Westwand - der gewaltigsten Felswand der Dolomiten. Durch einen Grashang geht es noch einmal bergan, bis ich die auf einer Geländestufe gelegene Tissi-Hütte erreiche. Die Blicke auf die Civetta-Wand und über die Abbruchkante hinab nach Alleghe sind fantastisch.

An meinem letzten Wandertag ist das Wetter noch einmal perfekt, so dass ich mich für die längere Abstiegsvariante entscheide. Ich folge zunächst der Alta Via 1 unter den Felswänden und Türmen des Civetta-Massivs nach Süden zum Rifugio Vazzoler, über den Col d´Ors und zur Forcella del Camp, wo ich eine ausgiebige Mittagspause mache. Dann beginne ich den Abstieg von 1300 Höhenmetern nach Agordo, der zumeist auf einem gut zu gehenden steilen Asphaltsträßchen verläuft. So erreiche ich unerwartet schnell das unspektakuläre Bergstädtchen und nehme nach einem kurzen Bummel durch die Altstadt den Bus nach Belluno.