Rota Vicentina

Achttägige Fernwanderung entlang der spektakulären Felsküste im Südwesten Portugals

(Februar 2016)

Die Rota Vicentina erschließt eine bisher kaum bekannte Wanderroute an der portugiesischen Atlantikküste. Die gesamte Küste ist hier durch den großen Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina geschützt. Es gibt keine durchgehenden Küstenstraßen und nur wenige kleine Orte an der ansonsten noch sehr ursprünglichen Felsküste. So eröffnen der Fischerweg und der südliche Abschnitt des Historischen Weges Ausblicke auf wunderbare Klippen und einsame Strände aber auch Einblicke in das sanfte ländliche Hinterland. Eine besondere Attraktion sind im Frühjahr die Nistplätze von Weißstörchen, die hier auf unzugänglichen Felsen über dem Meer brüten - ein Verhalten, das nirgendwo sonst zu beobachten ist. Bei den Etappenorten handelt es sich zumeist um attraktive kleine Dörfer, die sich besonders außerhalb der sommerlichen Ferienzeit viel von ihrem Charme bewahrt haben.

Karte Rota Vicentina (www.rotavicentina.com) Karte Rota Vicentina (www.rotavicentina.com)

Der 2012 im Südwesten Portugals eröffnete Fernwanderweg Rota Vicentina besteht aus zwei Varianten. Die Küstenroute (Trilho dos Pescadores - Fischerweg) verläuft in vier Etappen entlang der eindrucksvollen Felsküste von Porto Covo nach Odeceixe. Weiter südlich besteht sie nur noch aus vereinzelten Varianten zur Inlandsroute (Caminho Histórico - Historischer Weg). Dieser beginnt in Santiago do Cacém und endet am südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands. 

Allgemeine Informationen

Beste Reisezeit

Frühjahr und Herbst

Grundsätzlich sind Wanderungen im Bereich der Küste ganzjährig möglich. Im Winter ist jedoch mit kühlem, unbeständigen Wetter und im Sommer mit großer Hitze zu rechnen.

Im Frühjahr ist die Landschaft erstaunlich grün und bereits während meiner Tour im Februar war eine große Vielfalt an Blüten zu sehen. Dann beginnt auch die Brutzeit der Störche, die ihre außergewöhnlichen Nistplätze an den Felsklippen aufsuchen. Im frühen Frühjahr hat man die Wanderwege fast für sich alleine. Allerdings sind zahlreiche Unterkünfte und Restaurants außerhalb der Feriensaison nicht oder nur eingeschränkt geöffnet. 

 

Schwierigkeit

Grundsätzlich eignet sich die Rota Vicentina auch für Wanderer mit wenig Erfahrung und jene, die sich anspruchsvolle Bergtouren nicht zutrauen. Die Wege sind bis auf wenige Ausnahmen sehr gut beschildert und markiert. Die Höhenunterschiede sind gering, es gibt nur wenige kurze An- und Abstiege zu bewältigen. Entlang der Küste ist das Gehen auf sandigen Wegen jedoch oft etwas mühsam. Einige Etappen sind mit über 20 km Länge recht lang und erfordern einen rechtzeitigen Start. Direkt an der Küste ist mit kräftigem Wind (hauptsächlich aus nordwestlicher Richtung) zu rechnen. Daher ist eine Routenplanung von Nord nach Süd zu empfehlen.

 

Unterkünfte

Ich hatte alle meine Unterkünfte in den Etappenorten über booking.com im Voraus reserviert. Insbesondere in der Nebensaison ist das empfehlenstwert, um sicher zu gehen, am Ende eines langen Wandertages ein Dach über dem Kopf zu haben.

  • Almograve: Natura Maris Dunas Residence - Angenehme, komfortable Unterkunft am Rande des kleinen Dorfes direkt am Dünengürtel; der freundliche Betreiber spricht sehr gut Deutsch; gutes, preiswertes Abendessen im zugehörigen Restaurant; weitere Unterkünfte im Ort sonst nur noch eine Jugendherberge und ein nur in der Sommersaison geöffnetes, kleines Hotel; Bars/Restaurants und kleine Lebensmittelgeschäfte im Ort
  • Zambujeira do Mar: Rosa dos Ventos - Pension in einem neueren Gebäude am Ortsrand direkt an der Wanderroute; die gut ausgestatteten Zimmer liegen um einen kleinen, schön gestalteten Innenhof; mehrere Restaurants nur wenige Minuten entfernt im Ortszentrum; dort auch Einkaufsmöglichkeit
  • Odeceixe: Casa Morais - Pension in einen alten Gebäude inmitten der engen Gassen des Dorfes; gepflegte, liebevoll eingerichtete Zimmer; die freundliche, ältere Dame, die mich empfing, sprach keine Fremdsprachen, war aber sehr bemüht; Einkaufsmöglichkeit und kleine Bäckerei (etwas versteckt - fragen!) im Ort; Restaurantempfehlung: Chaparro natura; Rua Nova 18
  • Aljezur: Amazigh Design Hostel - Modernes, gepflegtes Hostel in einem historischen Gebäude am Fuß des alten Ortsteils; einfach eingerichtete, saubere Zimmer mit eigenem Bad; freundliches, hilfsbereites Personal; gutes Frühstück; gutes Restaurant nur wenige Schritte entfernt; Markt und kleinere Geschäfte in der Nähe, Supermarkt im neuen Ortsteil (knapp 1 km)
  • Arrifana: Pousada de Jouventude Arrifana - moderne Jugendherberge in der Feriensiedlung oberhalb der Steilküste; geräumige, saubere Zimmer mit eigenem Bad, teilweise mit Blick auf Dünen und Meer; gutes Frühstück; keine Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel in der Nähe; Restaurantempfehlung: O Paulo - herrlich gelegen auf der Lanzunge an der Festungsruine mit fantastischem Blick auf Meer und Küste; gutes Essen, etwas gehobenes Preisniveau; im Februar war es das einzige geöffnete Restaurant im Ort
  • Carrapateira: L-Colesterol - Etwas alternativ geführtes Bed&Breakfast außerhalb des Ortskerns an der Straße zum Strand. Könnte etwas gepflegter sein. Einfache Zimmer mit kleinem Gemeinschaftsbad; schöner Balkon; das extra für mich als einzigen Gast zubereitete (vegetarische) Abendmenu war sehr schmackhaft und preiswert!; weiteres Restaurant an der Straße kurz vor dem Strand; Bars und kleiner Lebensmittelladen am Dorfplatz
  • Vila do Bispo: Casa Mestre - Pension mit wenigen Zimmern in der Nähe der Hauptkirche; sauber und gepflegt; kein Frühstück, aber Benutzung einer gut ausgestatteten Küche; Innenhof mit Pool wurde gerade neu gestaltet; mehrere Restaurants im Ort; Einkaufsmöglichkeiten, u.a. Lidl-Supermarkt am Ortsrand (ausgeschildert)

Einige der unter Links aufgeführten Internetseiten bieten Übernachtungspakete und Gepäcktransport an. Diese Arrangements sind in der Regel jedoch deutlich teurer als die vorgeschlagenen Unterkünfte und sie liegen teilweise außerhalb der Etappenorte. Ein Gepäcktransport ist bei der Länge der Tour ebenfalls nicht unbedingt erforderlich. 


Literatur

  • The Rough Guide to Portugal (englisch) - Der wohl beste und ausführlichste Reiseführer für Portugal; alle Etappenorte der Rota Vicentina werden kurz beschrieben.
  • Reise-Handbuch Portugal (Dumont Verlag) - Guter allgemeiner Reiseführer für Portugal; speziell für die Rota Vicentina aber entbehrlich

 

Karten

  • Es gibt eine Wanderkarte für die Rota Vicentina, die in gut sortierten Buch- und Zeitschriftenläden vor Ort erhältlich sein sollte. Mir haben die Datenblättern mit den Kartenausschnitten (s.u.) aufgrund der guten Markierung des Weges ausgereicht.

 

Links

  • Rota Vicentina - Offizielle Seite des Fernwanderwegs (englisch/portugiesisch). Hier können nach einer Registrierung kostenlos Datenblätter für alle Etappen heruntergeladen werden.
  • WIP Wandern in Portugal - Infos, kostenpflichtige Karten und Unterkunftsbuchung für die Rota Vicentina
  • Portugal - Immer an der Westküste entlang - Bericht über die Rota Vicentina aus der Zeitschrift Brigitte

 

Musiktipp

  • Madredeus: Eine portugiesische Musikgruppe, die insbesondere in den 1990 Jahren in Portugal sehr populär war. Ihre Musik besteht aus einer eingängigen Mischung von traditionellem Folk und Fado. Sie wird vor allem von der ausdrucksstarken Stimme ihrer Sängerin Teresa Salgueiro getragen. Empfehlenswerte Alben sind u.a. O Espírito da Paz und Antologia (eine Art Best Of).

 

1. Etappe: Vila Nova de Milfontes - Almograve (15 km)

Eigentlich beginnt der Fischerweg bereits in Porto Covo. Doch einerseits habe ich nur acht Tage zur Verfügung und andererseits besteht eine direkte Busverbindung von Lissabon nach Vila Nova de Milfontes (gut drei Stunden Fahrzeit). So kann man mit dem ersten Bus bereits am Vormittag die nicht allzu lange Etappe nach Almograve in Angriff nehmen.

Zunächst schaue ich mich nach meiner Ankunft noch ein wenig im hübschen Ortskern von Vila Nova de Milfontes mit der kleinen Festung um und kaufe in einem Supermarkt an der Hauptstraße etwas Proviant ein. Dann folge ich der Straße zur modernen Brücke über den Mira-Fluss. Am südlichen Ufer stoße ich bald auf die Markierungen des Wanderweges, der zunächst durch schöne Korkeichen führt. Bald wird der Blick frei auf die weißen Häuser der Kleinstadt am Nordufer. Ich erreiche den Strand und beginne bei heftigem Wind und kurzen Schauern die Tour entlang der Küste. Mehrmals schwenkt der Weg etwas ins Hinterland und kleine Akazienwälder geben mir etwas Schutz. Der Pfad verläuft oberhalb der schroffen Klippen und die sandigen Abschnitte im Dünengelände sind teilweise etwas mühsam. Doch die Ausblicke entlang der Küste und auf das sturmgepeitschte Meer sind faszinierend. Schließlich biegt der Weg landeinwärts ab und führt in weitem Bogen durch Weideland in das ruhige Dorf Almograve, wo nach einem Kaffee und einem Pastéis in einer Bar mit der freundlichen Pension Natura Maris meine erste Unterkunft wartet.  

2. Etappe: Almograve - Zambujeira do Mar (22 km)

Aus dem Ort heraus geht es auf einem schmalen Pfad entlang des Flüsschens zunächst zum Strand. Dann steige ich kurz den steilen Hang hinauf zur Piste, der ich bis zum natürlichen Fischerhafen Lapa das Pombas folge. Ab hier wird die Route zu einem sandigen Pfad, der später landeinwärts schwenkt. Kiefernwäldchen und gelbliche Dünen mit vielfältiger Vegetation bestimmen hier die Landschaft. Danach geht es noch einmal zur Küste, bevor der Weg Kurs auf das ruhige Dorf Cavaleiro (Einkehrmöglichkeit) in ländlicher Umgebung nimmt.

Nächstes Ziel ist das Cabo Sardao mit seinem Leuchtturm. Hier beginnt die "Storchenküste". In den nächsten Tagen werde ich immer wieder auf Weißstörche treffen, die auf spektakulären Klippen ihre Nistplätze aufsuchen. Noch belegen sie nur paarweise die besten Stellen, mit dem Bau und der Ausbesserung der Horste sowie dem Brutgeschäft werden sie erst im weiteren Frühjahr beginnen.

Immer wieder habe ich tolle Blicke von den hohen Felsen auf das Meer, bis ich den kleinen Fischerhafen Entrada da Barca erreiche. Von hier aus geht es auf einer kleinen Landstraße die letzten kilometer nach Zambujeira do Mar. Kurze Stichwege führen einige Male zu schönen Aussichtspunkten.

Die Sonne steht bereits tief am Horizont bis ich den kleinen Ferienort erreiche. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, gehe ich in einem der drei geöffneten Restaurants am Hauptplatz zum Essen.

3. Etappe: Zambujeira do Mar - Odeceixe (18 km)

Auf der Etappe von Zambujeira do Mar nach Odeceixe geht es entlang des für mich schönsten Küstenabschnitts der gesamten Tour. Schmale Sandwege führen über die steil zum Meer abfallenden Klippen. Mehrmals steige ich zu wunderbaren Stränden hinab. Zwischendurch verlässt der Weg für kurze Zeit das Meer. Dünen und Kiefern prägen dann das Landschaftsbild. Aber die Stars des abwechslungsreichen Tages sind zweifellos erneut die Störche auf ihren von Wind und Wellen umtosten Nestern. Ein Anblick, der mir auch beim wiederholten Mal nicht langweilig wird. Nach etwa zwei Dritteln der Strecke komme ich durch das kleine Dorf Azenha do Mar mit seinem kleinen Fischerhafen. Am Felskap Ponta em Branco liegt mir der Strand von Odeceixe zu Füßen, wo sich ein Flüsschen in einer weiten Schleife ins Meer ergießt - ein wunderbarer Anblick. Vier Kilometer folge ich dem Fluss nun landeinwärts, bis ich das lebendige Dorf Odeceixe erreiche, dessen weiße Häuser malerisch an einen Hang gebaut sind.

4. Etappe: Odeceixe - Aljezur (23 km)

In der klaren Nacht ist es überraschend kalt geworden und in der Umgebung der Windmühle am oberen Ortsrand hat sich Rauhreif gebildet. Es dauert etwas, bis ich mit der kleinen Bäckerei eine Möglichkeit zum Frühstücken gefunden habe. Ich schlage die Alternativroute des Odeceixe Beach Circuit ein und komme durch das Flusstal zur kleinen Siedlung am Strand von Odeceixe. Hier beginnt erneut ein wunderbarer Klippenpfad mit fantastischen Blicken auf Meer, Küste und Störche. An einem tiefen Barranco geht es aber landeinwärts. Ich stoße auf ein Sträßchen, das durch ausgedehnte Plantagen von Zierpflanzen und Gemüse verläuft. Kurz nachdem eine breitere Straße überquert ist, komme ich zur direkten Route des Historical Way. Diese folgt stets dem Ufer eines Bewässerungskanals durch Acker- und Weideland. Mit weiten Blicken kommt man hier zügig voran, auch wenn die landschaftlichen Attraktionen etwas fehlen. Auf diesem ruhigen Wegstück mache ich an einem Wasserverteiler, der sich gut als Sitzplatz eignet, meine Mittagspause. Am Ortseingang von Rogil liegt ein nettes Café und Restaurant am Weg, das Speisen und Gebäck aus den hier viel angebauten Süßkartoffeln anbietet. Hier mache ich eine kurze Kaffeepause. Ansonsten hat das Straßendorf außer einigen Einkaufsmöglichkeiten wenig zu bieten. Die Beschilderung bringt mich bald zurück zum Wasserkanal. Nun geht es noch eine ganze Weile durch flaches Agrarland, bis der große Campingplatz bei Aljezur erreicht wird. Kurz danach geht es steil hinab zum Flüsschen, das in einer engen Schleife den alten Kern von Aljezur umfließt. Über den malerischen Gassen, die sich den steilen Hang hinaufziehen, thronen die Überreste der ursprünglich maurischen Festung. Bald habe ich meine Bleibe, das freundliche Amazigh Design Hostel, in einem historischen Gebäude am Rand des alten Ortsteils gefunden.

5. Etappe: Aljezur - Arrifana (18 km)

Von der Festung geht es zunächst steil in das Flusstal hinab, dem ich jedoch nur kurz in Richtung Küste folge. Dann zweige ich auf einen Fahrweg ab, der zunächst kräftig ansteigt und bald durch Eukalyptus-Wald verläuft. Dann komme ich zu einer Verzweigung und entschließe mich für die Küsten-Variante. Doch zunächst ist der Weg nicht sonderlich attraktiv. Zuerst komme ich zu einem künstlichen Stausee und über die Staumauer in den aus Villen und Ferienhäusern bestehende Neubausiedlung Vale da Telha. Auch als ich diese hinter mir lasse, muss ich noch auf der wenig befahrenen Asphaltstraße zur kleinen Häuseransammlung an der Praia de Monte Clérigo laufen. Hier beginnt dann jedoch der deutlich schönere Teil meiner Etappe auf schmalen Wegen entlang der wieder großartigen Steilküste. Am Felskap der Ponta de Atalaia gibt es mehrere Mauerreste die auf frühere Besiedlung bis in die Zeit der Araber zurückgehen. Kurz danach schwenkt der Weg ins Hinterland und durch Kiefernwäldchen und Buschland komme ich in großem Bogen in die Feriensiedlung Arrifana. Einen gewachsenen Ortskern sucht man hier vergeblich. Nachdem ich mein Zimmer in der modernen und komfortablen Jugendherberge bezogen habe, bleibt noch Zeit um den Ort zu erkunden. Viel gibt es nicht zu sehen. Ein kleiner Fischerhafen drängt sich an den Fuß der Steilküste. Auf einer Landzunge liegen die windumtosten Überreste einer kleinen Festung mit tollem Blick entlang der Küste. Gleich daneben gibt es ein gutes Fischrestaurant, bei meinem Besuch die einzige Möglichkeit zum Abendessen im Ort.

6. Etappe: Arrifana - Carrapateira (24 km)

Nach dem ordentlichen Frühstück in der Jugendherberge verlasse ich die verstreuten Häuser der Feriensiedlung Arrifana. Nach einem kurzen Straßenabschnitt folge ich Feldwegen durch das Hügelland, bis ich zum Strand von Vale Figueras mit der vorgelagerten markanten Felsnadel Pedra da Agulha komme. Nun lasse ich für den Rest des Tages endgültig die Küste hinter mir und wandere bald durch einen hohen Eukalyptus-Wald. Anschließend geht es auf Sträßchen und Fahrwegen durch eine wellige Landschaft mit vereinzelten Weilern und Gehöften. Am späten Vormittag überquere ich die Landstraße 268 und gehe durch vereinzelte Wohnhäuser und Höfe. Ein Abstieg im Wald bringt mich in das Tal des Bordeira-Flusses. Der kleine Wasserlauf, üppige Frühlingswiesen und knorrige Korkeichen ergeben ein wahrhaft malerisches Bild – ein wunderbares Wegstück bei herrlichem Wetter. Am Nachmittag komme ich durch das kleine weiße Dorf Bordeira. Ich steige über einen bewaldeten Höhenrücken und nähere mich allmählich wieder dem Meer. Schließlich kommt das Dorf Carrapateira in Sicht und ich steige zur Straße hinab, die mich zum Ort führt. Kurz davor biege ich in die Zufahrt zum Strand ab, an der meine heutige Unterkunft liegt. Am späten Nachmittag nutze ich das sonnige Wetter noch zu einem Spaziergang zum Strand und den Klippen mit ihrer grandiosen Brandung.

7. Etappe: Carrapateira - Vila do Bispo (22 km)

Bei Sonnenaufgang zieht es mich noch einmal an die eindrucksvolle Küstenszenerie von Carrapateira. Nach dem Frühstück breche ich zu einer Etappe auf, die nun fernab der Küste durch liebliche Landschaften verläuft. Am Dorfplatz von Carrapateira kaufe ich in einem kleinen Lebensmittelgeschäft noch Proviant ein, dann verlasse ich den ruhigen Ort. Von einer Anhöhe blicke ich noch einmal auf den weiten Strand zurück. Etwas später senkt sich der Weg in ein idyllisches Flusstal. Auf einem schmalen Pfad versperrt mir eine Kuhherde den Weg und lässt sich nur widerwillig zum Weitergehen bewegen. Ich passiere ein stattliches Gestüt und das winzige Dorf Vilarinha. Der Fahrweg quert nun mehrmals den Wasserlauf in seichten Furten, durch die ich mir jeweils auch einen günstigen Weg suchen muss. Kurz nach der Mittagspause in diesem abgeschiedenen Tal erreiche ich das Dorf Pedralva. Bis vor wenigen Jahren fast verlassen, wurde es inzwischen zu einer geschmackvollen Feriensiedlung (A Aldeia da Pedralva) gemacht – ein stiller Ort scheinbar am Ende der Welt. Im schönen Restaurant trinke ich einen Café, bevor es durch malerische Weidelandschaft weitergeht. Ich steige zur Landstraße 268 an, überquere sie und wandere wieder in dicht bewaldete Taleinschnitte hinunter. Anschließend folgt die Route breiteren Sandwegen durch eine heideartige Landschaft mit Kiefernwäldchen. Schließlich nähere ich mich wieder der Straße und wandere an ihr entlang die letzten Kilometer bis zu meinem Etappenziel, dem Städtchen Vila do Bispo. In den Gassen des Ortskerns muss ich erst ein wenig suchen, bis ich mein Gasthaus gefunden habe. Zum Abendessen gibt es dann in einem gut besuchten Restaurant wieder eine reiche Auswahl an frischem Fisch.

8. Etappe: Vila do Bispo - Cabo de São Vicente (14 km)

Ich hatte erwartet, dass die letzte Etappe zu einem der Höhepunkte meiner Tour werden würde. Doch die ganz große Begeisterung entsteht an diesem Tag nicht. Von Vila do Bispo aus verläuft die Route zunächst über viele Kilometer auf kleinen Straßen durch wenig attraktive Weiden und Ödland. Erst nach über der Hälfte der Distanz komme ich an die Küste. Klar, die bis zu 50 m hohen Klippen sind noch einmal eindrucksvoll – aber wirklich neu sind die Blicke nicht. Außerdem ist das Wetter heute weitgehend bedeckt und sehr dunstig. In der Ferne kann ich aber schon bald schemenhaft den Leuchtturm des Cabo de São Vivente ausmachen. Ich muss noch einen kleinen Einschnitt durchschreiten, wobei mir eine Holzleiter hilft, eine Geländestufe zu überwinden. Dann geht es durch sehr felsiges Terrain auf mein Ziel zu. Gerade hier machen sich die Markierungen rar, lediglich unregelmäßige Steinmänner geben die Richtung vor. Aber dann stoße ich auf eine Straße, der ich die letzten Meter zum südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands folge. Hier herrscht ein stetes Kommen und Gehen von Sonntagsausflüglern, die mit dem Auto am Leuchtturm vorfahren. Ich warte auf ein paar Sonnenstrahlen, um die obligatorischen Fotos zu machen. Dann mache ich mich zu Fuß entlang der Straße in das gut fünf Kilometer entfernte Sagres auf, da der Bus bis zum Kap am Sonntag nicht verkehrt. Im unattraktiven Ferien- und Hafenort Sines besteige ich am Nachmittag den Bus nach Lagos. So beende ich meine spannende Wanderung zum Ende der alten Welt.